Camp D – (m)eine andere Welt

Camp D, ein Camp mit 400 Typ 1 Diabetikern – und jetzt entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber wie geil ist das denn?
Ich war vom ersten Moment an total geflasht, ich spürte schon am Flughafen, dass alles mit Liebe bis ins kleinste Detail organisiert war. Der Empfang, der Shuttle-Service, die motivierten Menschen, alles war für mich schon in diesem Moment „perfekt“, obwohl ich in dem Bus, der uns zum Camp fuhr, niemanden kannte.
Ein Bus voller Typ I Diabetiker. Einige kannten sich, andere nicht, aber das Tolle war: wir hatten alle etwas gemeinsam, „Diabetes Typ I“. Ich bin also nicht alleine auf dieser Welt und nicht nur ich habe Schwankungen, Schwierigkeiten oder Gefühle der Überforderung. Schon in kürzester Zeit wurden Freundschaften geknüpft, tiefgründige Gespräche geführt und die Zeit verging wie im Flug. Wir waren da.
Ich war voller Vorfreude, endlich viele bekannte Gesichter wiederzusehen, neue Menschen kennen zu lernen, Neues zu lernen, mich auszutauschen, zu lachen, zu weinen – kurz gesagt, vier unvergessliche Tage zu erleben. Jetzt kann ich nur sagen, es fühlt sich an, als wären diese vier Tage eine Woche gewesen.

„HERZLICH WILLKOMMEN AUF DEM CAMP D 2018“

Aus dem Bus… direkt zur Anmeldung. Jeder bekam einen Beutel mit Informationen und ganz wichtig: einen Anhänger, auf dem der Name, die Notfallnummer, sowie die Zeltnummer stand. Ganz aufgeregt ging ich zu meinem Zeltplatz und wurde von meiner Truppe herzlich empfangen. Wir waren sechs Teilnehmer und hatten zwei Betreuer. Beide waren Diabetologen und hatten extra ihre Praxis geschlossen, um mit uns auf dem Camp D sein zu können – unglaublich! Ich kannte niemanden in meiner Gruppe, außer Antonia, denn wir hatten den Wunsch geäußert, zusammen in ein Zelt zu kommen. Die Geschlechter wurden getrennt, und so hatten wir vier Mädels ein Zelt, ein anderes die zwei Jungs und unsere beiden Betreuer. Tagsüber waren wir die meiste Zeit zusammen, unterhielten uns, begutachteten das Gelände, machten bei den Projekten mit und hatten ganz viel Spaß.

Projekt Fahrrad fahren: Das war nicht nur ein Gruppen-Projekt, nein das war ein Camp D-Projekt. Die Aufgabe war, einen Ballon 4 Tage lang durch Fahrradfahren am Leuchten zu halten. Auf einem Platz wurde ein Zelt aufgebaut, mit 8 Fahrrädern, die mit Strom an diesen, auf dem Zelt platzierten Ballon angeschlossen waren. Jede Stunde durfte eine andere Zeltgruppe für 60 Minuten strampeln. Wir hatten sehr viel Spaß, denn nicht nur wir, sondern auch die Passanten motivierten uns und feuerten uns an.

WAS UND FÜR WEN IST DAS CAMP D?

Das Camp D findet alle vier Jahre statt und richtet sich an Menschen zwischen 16 und 25 Jahren mit Typ I Diabetes. Meistens sind es ca. 400-500 Teilnehmer und 130 helfende Hände. Das Camp D wurde von dem Pharmaunternehmen Novo Nordisk ins Leben gerufen mit dem Ziel, junge Menschen mit Diabetes zusammenzubringen. Die 130 helfenden Hände umfassen Psychologen, Diabetesberater/innen und Ärzte, die ein rotes T-Shirt tragen mit der Aufschrift „Quatsch mich an“.  Für uns eine tolle Möglichkeit den Diabetes im Alltag zu hinterfragen, zu erleben, wie jeder Mensch andere Erfahrungen mit dem Diabetes macht und damit umgeht. Während es Camps gibt es ein Rettungssanitäter-Team, das 24 Stunden für uns da ist. Ich sie zu viel in Anspruch genommen (jeden Tag).

 SPORTTAG AUF DEM CAMP D

Am 3. Tag war Sport angesagt. Es gab verschiedene Sportangebote, zu denen wir uns anmelden konnten; sich hier zu entscheiden war gar nicht so einfach. Ich entschied mich für morgens Feldhockey und mittags Kickboxen. Zwei Sportarten, mit denen ich mich bisher noch nie wirklich auseinandergesetzt hatte – umso spannender und aufregender war das Ganze. Timur Oruz  kam extra für den Sporttag zu uns auf das Camp D, und ich habe mich nicht nur gefreut, ihn wieder zu sehen, sondern auch diese Sportart auszuprobieren.

Ganz Besonders war für mich der Austausch zwischen ihm und uns, die wir an seinem Workshop teilgenommen haben. Wir haben uns viel darüber unterhalten, wie er seinen Alltag mit Sport, Diabetes und Studium managt. Das ist das, was das Camp D ausmacht. Ich musste mich keinem gegenüber erklären, was zu tun ist, wenn mein Blutzucker sinkt. Ich hatte Vertrauen in jeden, weil jeder die gleiche Diagnose hatte wie ich und wusste, damit umzugehen. Während des Hockeys war mein Blutzucker stabil, zum Glück. Nur leider blieb das nicht so. Mein Plan war ja, am Mittag Kickboxen zu gehen, woraus leider nichts wurde. Mein Blutzucker wollte nicht steigen und so hing ich 3 Stunden zwischen 70mg/dl und 80mg/dl, was für Sport definitiv zu wenig ist. Ich hatte Riegel, Traubenzucker, Saft alles zu mir genommen, aber der Sport am Morgen wirkte bei mir wohl ziemlich nach. Gott sei Dank gab es auf dem Gelände einige Kühlschränke und Getränkeautomaten an denen wir uns bedienen durften. Diese wurden immer wieder aufgefüllt und retteten uns somit das Leben.

Ich bin so dankbar für diese Erfahrung. Es tut unglaublich gut zu wissen und auch zu sehen, dass ich nicht alleine bin.

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